Wissenswertes zur Familie

Familie: Campanulaceae Juss. 1789

Lokaler Name
Glockenblumengewächse
Beschreibung
Ein- oder mehrjährige Kräuter bis Sträucher, auch dicke, unverzweigte (pachycaule) Rosettenplanzen.

Die Blätter sind meist einfach, und ohne Nebenblätter. Am Blattrand kommen kleine, weiße Drüsen vor. Die Pflanzen haben meist gegliederte Milchröhren mit weißem Milchsaft. Sie enthalten Inulin als Reservestoff (ein Gemisch aus Polysaccariden, das auch in Asteraceae und Apiaceae vorkommt).

Der Blütenstand ist endständig und traubenförmig. Die Blüten sind radiär- bis zweisymmetrisch (in der Unterfamilie Lobelioideae, die früher auch als eigene Familie gestellt wurde), oft fünfzählig. Typisch ist die Vormännlichkeit bei den Blüten, d.h. die Staubblätter reifen vor den Fruchtblättern und vor der Öffnung der Narbe, womit eine Selbstbestäubung verhindert werden soll.

Früchte sind Kapselfrucht oder Beeren.

Fünf Unterfamilien werden derzeit unterschieden:
Nemacladoideae, Campanuloideae, Lobelioideae, Cyphocarpoideae und Cyphioideae.

Weltweite Verbreitung.
Verbreitung
Die Cyphioideae sind hauptsächlich im östliche und südlichen Afrika verbreitet.
Die Campanuloideae sind weitgehend weltweit verbreitet, während die Lobelioideae in den tropischen Regionen und Nord-Amerika vorkommen.
Die kleine Unterfamilie der Cyphocarpoideae kommt mit drei Arten in Chile vor.
Die ebenfalls kleine Unterfamilie der Nemacladoideae (25 Arten) kommt in Kalifornien und. Nordwest-Mexiko vor.
Blütenmerkmale
Die oft großen und auffällig gefärbten Blüten sind radiärsymetrisch bis zygomorph (die Unterfamilie der Lobelioidae), die Kronblätter oft zu einer Röhre verwachsen (glockenförmig). Bestäubung durch Insekten (Bienen).
Einzelblüten stehen entweder in Thyrsen (mit oder ohne Endblüte) oder in traubig aufgebauten Köpfchen (z.B. bei Jasione).
Die meist 5 Kelchblätter sind frei. Die meist 5 Kronblätter sind mehr oder weniger verwachsen. Die Staubblätter bilden wie bei den Asteraceae eine Staubblattröhre. Die Antheren sind dabei nur zusammengeneigt (bei den Asteraceae verwachsen). Der Pollen wird in das Innere der Staubblattröhre abgegeben und durch die Fegehaare am Griffel (Griffelbürste) nach außen gefegt. Danach kollabiren die Staubblätter und die Fegehaare werden eingezogen.
Erst danach spreizen sich die Narbenäste und die Narben reifen heran. Eine solche Abfolge wird als Vormännlich bezeichnet (Protandrie).
Das Gynoceum (Fruchtknoten) besteht aus 3 (auch bis zu 5) verwachsenen Fruchtblättern.
An der Basis des Griffels ist ein Diskusnektarium (oft nektarführend) ausgebildet.
Blütenformel
K(3-)5(-10) C(3-5-10) A(3-5-10) G2(-5)
Bemerkungen zur Systematik
Die Campanulaceae gehören in die Ordnung der Asterales (Gruppe: Campanuliden bzw. Euasteriden II), Die Familie enthält ca. 85 Gattungen mit bis zu 2400 Arten, Die Typusgattung ist Campanula.
Fünf Unterfamilien werden derzeit unterschieden:
(1) Nemacladoideae
(2) Campanuloideae
(3) Lobelioideae (nach neuerer Systematik eingegliedert, zuvor eine eigenständige Familie)
(4) Cyphocarpoideae
(5) Cyphioideae
Blattmerkmale
Vielgestaltete Laubblätter, häufig grund- oder wechselständig, selten auch gegenständig; bei manchen Arten auch eine grundständige Blttrosette. Der Blattrand ist meist gekerbt, gezähnt oder gesägt.
Nebenblätter
nicht vorhanden
Fruchtmerkmale
Kapseln oder seltener auch Beeren. Die Samen sind klein und sehr zahlreich.
Drüsen
Drüsen kommen teils am Blattrand vor; Hydatoden sind regelmässig vorhanden.
Behaarung
Teils dichte, klebrige und drüsige Behaarung
Latex, Milchsaft
Milchsaft in gegliederten Milchröhen in Blättern und Sprossachsen
Nutzen
Viele Arten werden als Zierpflanzen kultiviert.
Chemische Merkmale
Wie die Asteraceae ist auch in den Campanulaceae der Reservespeicherstoff Inulin (nicht Stärke). Alkaloide (Lobelin) und Polyacetylene kommen vor.

Verbreitungskarten

(online von http://www.mobot.org/MOBOT/research/APweb/ . Dort zitiert wie unter jedem Diagramm vermerkt):
Unterfamilie Nemacladoideae (Campanulaceae)

map: from Wimmer 1968
Unterfamilie Campanuloideae (Campanulaceae)

map: from Hultén 1971; Thulin 1975; Shulkina 1978; FloraBase v.2011
Unterfamilie Lobelioideae (Campanulaceae)

map: see Wimmer 1943; Meusel & Jäger 1992; FloraBase 2007
Unterfamilie Cyphocarpoideae (Campanulaceae)

map: from Thulin 1978
Unterfamilie Cyphoideae (Campanulaceae)

map: from Thulin 1978, N. B., not known from Cape Verde Islands