Mit einem Waldanteil von 39 % der Landesfläche zählt Baden-Württemberg zu den Bundesländern, in denen der Wald als Lebensraum für Wild- und Honigbienen eine wichtige Rolle spielt. Er bietet reichhaltige Möglichkeiten, um die Bienenweide sowohl für Honig- wie auch für Wildbienen zu verbessern.
Bienenhaus am Waldrand (Foto: Archiv ForstBW)
Diese können durch Waldbesitzer, Förster und Jäger mit oft nur geringem Aufwand erhalten oder gefördert werden. Durch die große Zahl an blühenden Pflanzen, die von Natur aus im Wald vorkommen, geht es dabei meist nicht um aktive Pflanzmaßnahmen, sondern eher darum, durch Unterlassen oder Verschieben von (Pflege-)Maßnahmen die von Natur aus für Bienen günstigen Bedingungen zu erhalten.
Heute ist der Wald für viele Imker das letzte Rückzugsgebiet für ihre Bienen, wenn sie trachtlosen oder dichtbesiedelten Gebieten ausweichen wollen (siehe Abbildung 1). Besonders wichtig im Zu- sammenhang mit der Bienenweide im Wald sind die Förderung der Frühtracht (Pollen) und die Verbesserung der Spätsommertracht (Pollen und Nektar).
Bienenschwarm im Wald (Foto: Archiv ForstBW)
Für die Frühtracht wichtig sind Frühblüher wie Hasel, Erle oder Weide, da sie entscheidend zur guten Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr beitragen. Als sogenannte "Pionierpflanzen" kommen sie durch natürliche Ansamung auf Kulturflächen (insbesondere Sturmflächen), Böschungen, Holzlagerplätzen und ähnlichen Flächen häufig vor. Hier bestehen ganz erhebliche Gestaltungsmöglichkeiten, indem diese Pflanzen im Wege der Kultur- und Jungbestandspflege nicht einfach entnommen werden. Überall dort, wo sie nicht ausdrücklich schaden, sollten sie als Bienenweide belassen oder gar gefördert werden. Auf geeigneten Standorten (z.B. Leitungstrassen) kann durch die gezielte Pflanzung von Weidenarten (Salix sp.) die Bienenweide deutlich verbessert werden.
Auch mit der gezielten Auswahl von Kleinsträuchern und krautigen Pflanzen kann man das Umfeld für Bienen entscheidend verbessern. Brombeere, Heidelbeere, Weidenröschen, Kohlkratzdistel und Waldgeißblatt sind hervorragende Nektarspender, die den Bienen eine reiche Tracht liefern. Um sie zu erhalten, sollten Mäharbeiten auf das unumgänglich Notwendige beschränkt und auf einen Zeitpunkt nach der Blüte verschoben werden.
Bei Ansaaten von Böschungen und Wildäsungsflächen sollte auf einen hohen Anteil für die Bienenweide geeigneter Pflanzen, wie z.B. Buchweizen und Phacelia, oder auf die Verwendung von Wildkräutermischungen geachtet werden.
Viele der Einzelpflanzen tragen einen wichtigen, jedoch oft unter- geordneten Teil zur Gesamtversorgung der Bienen bei. Der Wald kann aber auch richtige Massentrachten liefern, die entscheidend zur Ertragssteigerung beitragen können. Im Bereich Blütenhonig sind dies vor allem Bergahorn, Linde, Edelkastanie und Himbeere. Honigtau liefern Fichte und Tanne, die wichtigsten Trachtpflanzen Baden-Württembergs. Darüber hinaus zählen Ahorn, Linde und Eiche dazu. Diese Baumarten sollten daher an geeigneten Standorten und in der passenden Region nicht nur im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft, sondern auch als Nahrungsgrundlage für Bienen gefördert werden.
Als wichtige Trachtquellen des Waldes sind außerdem Wildkirsche, Elsbeere, Eberesche, Faulbaum, Heidearten und spätblühende Heckenrosen (Pollen!) zu nennen. Waldbesitzer haben damit auch bei der Anlage von Forstkulturen Möglichkeiten, die Bienenweide im Wald zu verbessern.
Bei der Verjüngung der Waldbestände sollten Waldbesitzer allerdings darauf achten, dass standortsangepasste Baumarten verwendet werden und dabei die fortschreitenden Klimaveränderungen berücksichtigen. Insbesondere in den wärmeren Landesteilen muss damit gerechnet werden, dass der Anteil der Fichte wegen zunehmender Sommertrockenheit deutlich abnimmt. Ersetzt wird die Fichte zum größten Teil durch heimische Laubhölzer wie Buche, Eiche und Linde, zu einem geringen Anteil auch durch die Douglasie. Diese Entwicklung wirkt sich auf den ersten Blick negativ auf die Honigtau- und damit Waldhonigproduktion aus. Durch die zunehmend trockenen und warmen Sommer werden sich die Bedingungen für die Honigtaubildung aber eher verbessern. Wegen ihrer überragenden Bedeutung für den Waldhonig liegt die Weißtanne den Imkern besonders am Herzen. Nach den bisherigen Erfahrungen dürfte sie in ihrem Verbreitungsgebiet mit den zu erwartenden Klimaveränderungen besser zurechtkommen als die Fichte.