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Was blüht uns im Dezember?

Wissenswertes über Euphorbia pulcherrima Willd. ex Klotsch

Vor knapp 200 Jahren brachte ein amerikanischer Botschafter die Pflanze von Mexiko in die USA: Von dort eroberte sie in den 1950er Jahren als „Weihnachtsstern“ die ganze Welt. Dabei blüht die Euphorbie in der Natur eigentlich erst im Frühling. Ein Schwerpunkt der Staatsschule für Gartenbau in Hohenheim sind experimentelle Studien zur Aufzucht und zur Pflege des Weihnachtssterns.

Die allerschönste Euphorbie, lateinisch = pulcherrima, ist der Weihnachtsstern. Seit den 1950er Jahren bringt er zum Jahresende weihnachtliche Stimmung ins Haus. Der Weihnachtsstern, bisweilen auch Adventsstern und seiner Herkunft wegen auch Stern der Azteken genannt, stammt aus den tropischen Laubwäldern Mittelamerikas, der Karibik, Venezuelas, Brasiliens und Argentiniens. Als Zierpflanze angebaut gibt es heute weltweit auch größere Bestände in anderen subtropischen Gebieten.

Natürliche Blüte erst im Frühjahr
Die immergrüne Pflanze wächst am Naturstandort strauchförmig bis zu 4 m hoch. Durch Züchtung entstanden die bei uns bekannten kleinen und weniger verzweigten Topfpflanzen, die gut auf Fensterbänke und Zimmertische passen. Als Wuchsformen gibt es die „Minipflanzen“, „Eintrieber“ , „Mehrtrieber“ , „ Ampelpflanzen“ , „ Pyramiden“ und „Hochstämme“.

Ferner ist zu beachten, dass der Weihnachtsstern eine Kurztagspflanze ist, die natürlicherweise im Frühjahr blüht und nicht schon zur Weihnachtszeit, also ein Frühjahrsstern und kein Weihnachtsstern ist. Deshalb werden in Gewächshäusern schon ab September hunderttausende der Pflanzen angezogen und erhalten durch Schattierung nur acht Stunden Licht am Tag. Diese Kulturmaßnahme führt zu einem sicheren Blühbeginn zur Weihnachtszeit. Die gewünschte Wuchsform und der rechtzeitige Blühbeginn werden bei der Anzucht durch die Zugabe wachstumshemmender Stoffe und Kältereize noch befördert.

Experimentelle Studien zur Anzucht und Pflege in der Staatsschule für Gartenbau
Ein Schwerpunkt der Arbeit der Staatsschule für Gartenbau in Hohenheim sind experimentelle Studien zur Anzucht und Pflege des Weihnachtssterns. Sie erwarb sich auf diesem Gebiet besondere Expertise und Erfahrung.

Die Zierde des Weihnachtssterns sind die roten Hochblätter. Das sind keine Blütenblätter im eigentlichen Sinn, sondern gefärbte Laubblätter, die die Blüte umgeben. Die eigentlichen Blüten sind grün-gelblich, klein und unscheinbar. Wie bei allen Wolfsmilchgewächsen, den Euphorbiaceae, üblich, besteht der Blütenstand, ein Cyathium, griechisch = kleiner Becher, aus mehreren Einzelblüten. Sind diese noch geschlossen ist die Pflanze jung.

Pinke, cremefarbene und leuchtend gelbe Züchtungen
Die Einzelblüten sind entweder rein männlich oder rein weiblich und auf das absolut Notwendigste reduziert. Im Zentrum des Blütenstands steht eine weibliche Blüte. Um die weibliche Blüte gruppiert stehen mehrere männliche Blüten mit jeweils nur einem Staubblatt. Zudem locken am Außenrand des Blütenstands lippenförmige Nektardrüsen Insekten zur Bestäubung an.

Um diese Blütenstände herum befinden sich die attraktiv rot gefärbten Hochblätter, die ebenfalls dem Anlocken von Insekten dienen. Neben Rottönen wurden rosa, weiße, cremefarbene, pinke oder sogar leuchtend gelbe Farben gezüchtet. Manche Sorten besitzen zusätzlich gekrauste, andere gesprenkelte Hochblätter.

Topflanze blüht auch im Folgejahr
Allein in Europa werden jährlich über 100 Millionen Weihnachtssterne als Topfpflanze gekauft. Nach der Blüte werden die Pflanzen meist weggeworfen. Man kann die mehrjährigen Pflanzen jedoch erhalten. Hierzu empfiehlt es sich, sie in neue Erde umzutopfen und möglichst wenig zu gießen; Staunässe ist zu vermeiden.

Die ganze Pflanze, vor allem der Milchsaft, ist leicht giftig. Vergiftungserscheinungen sind Zittern, Erbrechen, Durchfall und Schläfrigkeit bis hin zur Benommenheit. Glücklicherweise kommt es nur selten zu Vergiftungen.

Von Mexiko in die ganze (Weihnachts-)Welt
Die Gattung Euphorbia ist zu Ehren von Euphorbus, einem Leibarzt eines mauretanischen Königs in der Antike benannt. Ihren wissenschaftlichen Namen erhielt die Art 1834 in Berlin von Johann Friedrich Klotzsch (1805-1860), dem Kustos des Botanischen Museums, nach einem Beleg des Herbariums des deutschen Botanikers Carl Ludwig von Willdenow (1765-1812).

Neben Weihnachtsstern wird die Pflanze oft auch Poinsettie genannt. Als Namensgeber dafür diente Joel R. Poinsette (1775-1851), ein US-amerikanischer Generalkonsul. Dieser hatte den Weihnachtsstern in Mexiko entdeckt und nach South Carolina, US, gebracht. Von dort nahm die Eroberung der Weihnachtswelt durch den Weihnachtsstern ihren Lauf.

R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner, veröffentlicht am: 5.12.2018


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