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Was blüht uns Anfang Mai?

Die Traubeneiche – Quercus petraea (Matt.) Liebl. - Baum des Jahres 2014

Als Baum des Jahres 2014 gilt die Traubeneiche bei vielen Völkern als Symbol der Kraft, Beharrlichkeit und Willensstärke. Slawen oder Kelten war die Eiche heilig, für die Germanen war sie der Baum des Gewittergottes Donar.

Auch das Eichenblatt selbst gilt als Symbol für Beständigkeit und ist daher auf vielen Münzen, Wappen und Urkunden dargestellt. Die Bedeutung der Eiche zeigt sich auch in vielen Orts-, Flur- und Familiennamen. Mit einer Lebenserwartung von 1000 Jahren zählt die Traubeneiche zu den heimischen Bäumen, die das höchste Alter erreichen.

Der Artname der Trauben- oder Wintereiche Quercus petraea (Matt.) Liebl. geht auf das lateinische Wort „petraeus“ zurück und bedeutet „auf Felsen wohnend“. Damit wird Bezug auf den oft steinigen oder felsigen Boden genommen, den sie besiedelt. Erstmals beschrieben wurde sie vom deutschen Botaniker Franz Kaspar Lieblein.

Ein robuster Baum gegen die Klimaerwärmung
Die Traubeneiche wird 20 - 40 m hoch und kann Stammdurchmesser von 2 - 3 m erreichen. Charakteristisch ist die tief längsrissige Schuppenborke, ebenso das tiefgehende Pfahlwurzelsystem. Erst spät im Jahr ab Ende April treiben die 2-3 cm lang gestielten Blätter aus.

Parallel dazu entwickeln sich männliche Blütenkätzchen und windbestäubte, weibliche Blüten getrennt auf demselben Baum. Im Laufe des Jahres reifen die Eicheln, die sich in einem Becher, der Cupula befinden, in traubenartigen Fruchtstände heran.

Bei der nahverwandte Stiel-Eiche (Quercus robur L.) entwickeln sich im Gegensatz dazu lange Stiele an den Früchten und kurze an den Blättern. Der Bau der Krone der lichtbedürftigen Traubeneiche ist regelmäßiger aufgebaut als bei der Stiel-Eiche, oft ist ein bis zum Wipfel durchgehender Stamm erkennbar.

Beide Arten sind neben Mischformen häufig in West- und Mitteleuropa anzutreffen. Aufgrund ihrer Robustheit gegenüber Trockenheit und Wärme wird der Traubeneiche aber eine größere Zukunft für die prognostizierte Klimaerwärmung als der Stiel-Eiche vorhergesagt.

„Auf den Eichen wachsen die besten Schinken“
Eichen beherbergen ein riesiges Heer an Insekten mit bis zu 500 Arten an u.a. Schmetterlingen, Käfern und Wanzen. Weitere Nutznießer der Eiche sind Tiere, die in und an der Eiche Unterschlupf finden wie Baummarder, Bilche und Fledermäuse. Zudem dient die ausladende Krone als Nistplatz für viele Vögel.

Der Eichelhäher ernährt sich von den Früchten und kann bis zu 12 Eicheln in seinem dehnbaren Kehlsack transportieren. Pro Saison sammelt er bis zu 5000 Eicheln, die er als er Wintervorrat versteckt. Dadurch wird er oft zum „Gärtner wider Willen“ und trägt immens dazu bei, dass sich Eichen verbreiten.

Die nahrhaften Samen werden auch von Eichhörnchen und Mäusen verzehrt, und ein besonderer Leckerbissen sind sie für Wild- und Hausschweine. Ein Sprichwort besagt: „Auf den Eichen wachsen die besten Schinken“, denn die stärkehaltigen und fettarmen Eicheln fördern kerniges Fleisch und festen Speck.

Tausendsassa Traubeneiche: Bauholz, Medizin und Kaffee
Eichenholz ist ein dauerhaftes Bau- und Konstruktionsholz und wird sowohl im Hoch- und Tiefbau, sowie auch im Wasserbau verwendet. Die Liste der aus Eichenholz produzierten Gegenstände umfasst Fässer, Bahnschwellen und Möbel.

Wirtschaftliche Bedeutung hatte die gerbstoffhaltige Rinde früher für die Lohgerberei. Die Gerbstoffe, hauptsächlich Tannine, besitzen eine adstringierende Wirkung und finden auch in der Medizin bei chronischen Hautleiden Anwendung. Aus den Eicheln kann durch Rösten ein Kaffeesurrogat, der Eichelkaffee hergestellt werden.



Der Hohenheimer Jahrringkalender für den „Hohenheimer Eichenstandard“
Nach der letzten Eiszeit in Mitteleuropa dominierten vor etwa 7000 Jahren bei wärmerem Klima als heute die Eichenmischwälder. Vor etwa 4000 Jahren musste die Eiche ihre Vormachtstellung in den Wäldern an die Rotbuche abtreten.

Mit Beginn der Niederwaldnutzung im Mittelalter wurden wieder die Buchen verdrängt und Hainbuchen dominierten im Verbund mit einzelnen Eichen als Mastbäumen. In diese sogenannten Hutewälder wurden Schweine und anderes Weidevieh getrieben und von Hirten gehütet. Eine solche Landschaft wird im nahe der Universität gelegenen Eichenhain bei Sillenbuch erhalten.

Erwähnenswert sind die subfossilen, d. h. nacheiszeitlichen Baumstämme aus den Donau- und Rheinschottern, die im Botanischen Garten beim Hochbruckgraben liegen. Anhand von Schautafeln bei den bis zu 11500 Jahre alten Baumstämmen von Kiefern und Eichen, wird die Methode der Dendrochronologie, der Altersbestimmung mittels der Jahresringe, erläutert.

Die Jahrringe von mehr als 5000 Eichenstämmen aus Kiesgruben verschiedener Flusstäler Süd- und Ostdeutschlands und viele tausend Holzproben aus Gebäuden und archäologischen Fundkomplexen wurden zum "Hohenheimer Eichenstandard" kombiniert. Der Hohenheimer Jahrringkalender ist weltweit die längste ununterbrochene Jahrringserie.

R. Gliniars, R. Bäßler & A. M. Steiner, veröffentlicht am: 13.5.2014


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