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Was blüht uns Ende März?

Die Schwarzpappel (Populus nigra L.)

Kaum einer weiß es, aber die Schwarz-Pappel ist eine gefährdete Rote-Liste-Art. In Deutschland sind aktuell nur knapp 3000 Exemplare identifiziert und kartiert. Doch wie kann das sein, wo es doch scheinbar überall Pappeln gibt?

Kleiner Lebensraum, viele Hybriden
Heute verkleinern sich die natürlichen Lebensräume der Schwarz-Pappel. Ihr Biotop, die lichten, nährstoffreichen Weichholzauen, ist gefährdet und von vollständiger Vernichtung bedroht. Dazu kreuzt sich in das Erbgut der Schwarzpappel natürlicherweise mit dem anderer Pappeln, sodass heute viele Hybrid-Pappeln – insbesondere die Kanadische Pappel Populus x canadensis Moench – in der Landschaft zu finden sind.

Eine Unterscheidung der Schwarzpappel von der Kanadischen Pappel ist schwierig. Die Blattstiele der Schwarz-Pappel besitzen nur selten rote Petiolardrüsen, welche bei der Kanadischen Pappel immer vorhanden sind. Häufig sind Sequenzvergleiche der maternal vererbten Chloroplasten-DNA nötig oder vergleichende Isoenzymanalysen, um eine klare Abgrenzung der Arten zu erhalten.

Projekt „Erhaltung der Neckar-Schwarzpappel“
In den vergangenen Jahren wurden vor allem in Europa nationale und internationale Programme zur Erhaltung der Schwarzpappel erarbeitet. Die Hohenheimer Gärten unterstützen das Projekt „Erhaltung der Neckar-Schwarzpappel“ mit mehreren gepflanzten Schwarz-Pappeln aus Ablegern vom natürlichen Standort. Das Studentenparlament fördert dieses bekanntermaßen durch eine Patenschaft.

Die Jägerallee: die geheimnisvollen Pappeln von Hohenheim
Die bekanntesten Pappeln Hohenheims stehen in der denkmalgeschützten Jägerallee südlich des Schlosses. Sie wurde 1772 bepflanzt, so dass die dortigen Baumveteranen bald 250 Jahre alt wären. Doch sie birgt ein Geheimnis. Auf einem alten Stich sind dort Pyramidenpappeln, Populus nigra ‚Italica’, erkennbar. Napoleon I. ließ diese Pappel-Sorte als Markierung entlang von Fernverbindungsstraßen zur Orientierung pflanzen, vor allem für die Winterzeit.

Heute finden wir allerdings Kanadische Pappeln in der Allee, was mit Hilfe der klassischen Bestimmung und einer DNA-Analyse durch Dr. Runge vom Institut für Botanik untermauert wird. Vielleicht wurden diese um 1840 nachgepflanzt, als in ganz Hohenheim Kanadische Pappeln dort gesetzt wurden, wo Obstbäume nicht gediehen. So könnte das Alter dieses einmaligen Naturdenkmals nur rund 170 Jahre betragen. Doch auch das ist ein Alter, dem man höchsten Respekt zollen muss.

Bis zu 300 Jahre alte Riesen
Nach 10 Jahren sind Schwarz-Pappeln fortpflanzungsfähig. Es gibt Individuen mit männlichen Kätzchen, die purpurrote Staubbeutel enthalten, und weibliche Individuen mit gelb-grünen Kätzchen. Die Bestäubung geschieht durch den Wind. Die Vermehrung erfolgt generativ über Samen oder vegetativ über Stockausschläge und durch Bewurzelung von abgebrochenen Ästen.

Die stark-wüchsigen Schwarpappeln können 35 m hoch werden und bilden eine breit ausladende Krone aus. Ihre natürliche Lebensdauer beträgt etwa 100 Jahre, gelegentlich auch bis zu 300 Jahre.

Schwarzpappel-Holz für Holzschuhe und Prothesen
In Ländern, wo die Schwarzpappel noch häufiger anzutreffen ist, verwendet man das helle, harzfreie Holz aufgrund des leichten Gewichts für die Produktion von Holzschuhen und Prothesen, für die Herstellung von Holzwolle, Kisten und Paletten. Dank der Wirkstoffe Salicin und Populin sind Extrakte aus den Knospen und der Rinde harnsäurelösend, entzündungshemmend und schmerzstillend.

R. Gliniars, R. Bäßler & A. M. Steiner, veröffentlicht am: 27.3.2014


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