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Was blüht uns Anfang Juli?

Die Linde (Tilia L.).

Wissenswertes über die Linde („Tilia“)
Wie kein anderer Baum ist die Linde im Leben und Glauben der Menschen verwurzelt. Das in aller Welt gesungene Volkslied "Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum" beschreibt die Linde einfühlsam als Freund und Hort der Geborgenheit der Menschen. So diente die Linde als Hof-, Park- und Alleebaum, als Dorf-, Gerichts- und Tanzlinde. Viele Märchen, Sagen, Gedichte, Lieder, Orts- und Familiennamen (z.B. Lindau, Linz, Leipzig, Tilly oder Carl von Linnée) sowie zahlreiche Bräuche künden davon. Bei den Germanen war die Linde der Freya, der Göttin der Fruchtbarkeit und Liebe Ehe gewidmet, mit der Christianisierung wurde sie zur Marienlinde

Der wissenschaftliche Name der Linde (lat.: Tilia) aus der Pflanzenfamilie der Malvengewächse leitet sich vom griechischen 'tilos' her, was so viel wie Faser bedeutet. Der Reichtum an Bastfasern in der Rinde ist eine Besonderheit der Linde. Aus Lindenbast wurden früher grobe Gewebe und Stricke und zusammen mit Leinenfasern auch Bekleidung hergestellt.

Von den etwa 30 Lindenarten der gemäßigten, nördlichen Breiten kommt der Sommerlinde und der Winterlinde die größte Bedeutung zu.

Der wissenschaftliche Artname der Sommerlinde (T. platyphyllos) beschreibt die im Vergleich zu anderen Linden-Arten breiteren Blätter (griech.: platys = breit, phyllon = Blatt), während der Artname der Winterlinde (T. cordata) sich auf das Wort cordatus = herzförmig und das damit verbundene Aussehen der Blätter bezieht.

Sommerlinden sind bis 40 m hohe, sommergrüne Bäume mit tief ansetzender, häufig kegelförmiger Krone. Hingegen werden Winterlinden mit etwa 30 m nicht so hoch und besitzen eher gestreckte bis ausladende Kronen. Die Blätter der Sommerlinde sind ober- und unterseits sowie an den Stielen hell behaart, was ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zu den Winterlinden ist, die rostbraune Haarbüschel in den Achseln der Blattnerven aufweisen.

Wann blüht die Linde?
Die meist insektenbestäubten, stark duftenden Blüten öffnen sich erst nach der vollen Belaubung im Unterschied zu den im allgemeinen windbestäubten, heimischen Gehölzen, die vor dem Erscheinen des Laubes blühen. Die Zahl der gelblich-weißen Blüten der Sommerlinden in den hängenden Trugdolden ist meist 3-5, die der Winterlinden 5-9. Die bis in den Winter hängenden Früchte sind bei der Sommerlinde filzig mit 5 Rippen, bei der Winterlinde hingegen kugelig ohne starke Rippenbildung.

Lindenholz ist weich und biegsam und sehr gut für Schnitz- und Drechselarbeiten geeignet. Lindenblüten werden für schweißtreibende Tees verwendet und enthalten Farnesol, ein ätherisches Öl das häufig in Kosmetika verwendet wird, antibakteriell und deodorierend wirkt und dessen Duft an Maiglöckchen erinnert.

Bei Imkern sind Linden als Nektarlieferanten hoch geschätzt. So sind z.B. bei der Winterlinde Honigerträge von 2,5 kg pro Baum und Blühsaison möglich. In Verruf gerieten Linden durch das auftreten vieler toter Bienen und Hummeln in ihrer näheren Umgebung, insbesondere unter der erst spät im Juli blühenden Silberlinde (T. tomentosa). Hier machte man zunächst das im Nektar enthaltene Monosaccharid Mannose als Gift für die Insekten verantwortlich. Der Grund liegt aber eher darin, dass eine sehr große Zahl nektarsuchender Insekten die wenigen und relativ spät blühenden Silberlinden besucht. Wegen der übergroßen Konkurrenz beim Sammeln wenden die im Hochsommer altersgeschwächten Insekten mehr Energie auf als sie durch die Nektaraufnahme gewinnen und es kommt daher zu dem Massensterben.

Wo wachsen Linden?
Linden stehen in der Natur in Laubmischwäldern auf frischen, kalkreichen Böden. In Schlucht- oder Hangschuttwäldern können sie auf Grund ihrer hohen Durchsetzungskraft den Bewuchs dominieren und festigen durch ihre Pfahlwurzeln den Untergrund. Linden können ein hohes Alter erreichen, so besagt eine Redensart, dass sie 300 Jahre komme, 300 Jahre stehe und 300 Jahre vergehe.

Das Bild der Universität Hohenheim ist stark durch Lindenbäume geprägt, so führt vom Schloss nach Osten hin ins Ramsbachtal die historische Kirschenallee, heute eine Lindenallee und nach Westen die mit Linden bepflanzte Garbenallee. Insgesamt sind so 350 Linden als Alleebäume in Hohenheim gepflanzt, neben weiteren solitären Linden in den Hohenheimer Gärten. Dies wird im Wortspiel „Hohenheim ist Lindenhain“ zum Ausdruck gebracht.

R. Bäßler, R. Gliniars, A. M. Steiner, veröffentlicht am: 8.7.2013


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