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Was blüht uns Ende September?

Der Mönchspfeffer – Vitex agnus-castus L.

In den Klöstern des Mittelalters dienten die fleischigen, scharf schmeckenden Früchte des Mönchspfeffers als Pfefferersatz. Gleichzeitig waren sie seit der Antike ein Mittel für die Enthaltsamkeit: Durch Verzehr, aber auch durch Beigabe der Früchte zum Bettstroh sollten Mönche und Nonnen nicht in Versuchung geraten, ihr Keuschheitsgelübde zu brechen.

Achtung Verwechslungsgefahr: Blätter ähneln dem Hanf
Der Strauch stammt aus Süd-Europa, dem Mittelmeergebiet und West-Asien. Er wächst oft an vollsonnigen Standorten mit durchlässigen Böden auf Geröllschottern der Flüsse und an den Küsten. In Mitteleuropa ist er an einem warmen Platz gepflanzt winterhart und wird hier wohl schon lange vor dem 16. Jahrhundert kultiviert. Ein Schutz vor Winternässe ist wichtig.

Der sommergrüne Mönchspfeffer wird bis zu 6 m hoch. Er besitzt vierkantige, graufilzige, gerieben aromatisch duftende Zweige, an denen die fingerförmigen, 5-7fach gefiederten Blättchen sitzen. Optisch sind diese dem Hanf sehr ähnlich, wodurch es gelegentlich zu Verwechslungen kommt.

Die violett oder rosa gefärbten Lippenblüten zeigen sich spät im Jahr von August bis Oktober in bis zu 30 cm langen, kegelförmigen Rispen an jungen Zweigen. Sie gelten als Nahrungsquelle für zahlreiche Insekten und als exzellente Bienenweide. Später reifen sie zu den 3-5 mm großen, rotschwarzen, viersamigen Scheinbeeren.

Gefragt als Arzneimittel
Diese Früchte enthalten Flavonoide, Diterpene sowie ätherische Öle und dienen heute als arzneiliche Drogen. Extrakte werden zur Hormonregulation bei Wechseljahrbeschwerden und Zyklusstörungen eingesetzt. In der Homöopathie nutzt man Zubereitungen bei Potenzstörungen und Störungen des Milchflusses. Die einstige Wirkung als libidohemmendes Anaphrodisiakum kann nach neueren Untersuchungen nicht gestützt werden.

Das lateinische Wort ‚Vitex’ bedeutet Mönchspfeffer, das altgriechische ‚agnus’ heißt Lamm, lateinisch ‚castus’ = keusch. Im Deutschen sind auch die Namen Keuschlamm, Keuschbaum oder Liebfrauenstroh für den Strauch gebräuchlich.

R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner, veröffentlicht am: 26.9.2016


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