Damit den Honig- und Wildbienen eine ausgewogene Nahrungsgrundlage kontinuierlich zur Verfügung steht, dürfen bei der Aufeinanderfolge der Blühzeiträume der einzelnen Pflanzen in einem Bestäuberlebensraum keine abrupten Brüche entstehen. Es muss ein fließender übergang zwischen den Blühzeiten einzelner Pflanzenarten gewährleistet sein (Trachtfließband). Tritt hingegen eine Unterbrechung in der Blühabfolge ein, wie sie in vielen Landschaften nach der Raps- und Obstblüte zu beobachten ist, so sind Maßnahmen erforderlich, die diesen Engpass beseitigen. Dabei ist insbesondere an die Verbesserung der Spätsommertracht (Pollen und Nektar), aber auch an die Förderung der Frühtracht (Pollen) zu denken. Von den in der Feldflur auftretenden Trachtlücken sind neben den Honigbienen vor allem auch Wildbienen betroffen.
(Foto: Unterseher)
Die sozialen Arten, wie z.B. Hummeln und einige Furchen- und Schmalbienen, fliegen wie die Honigbiene vom Frühjahr bis in den Herbst hinein und benötigen daher während dieser Zeit ein ununterbrochenes Nahrungsangebot zum Aufbau ihrer Völker. Aber auch die Einsiedlerbienen (solitäre Wildbienenarten) sind während ihrer begrenzten Flugzeit von wenigen Wochen auf ein entsprechendes Nahrungsangebot angewiesen. Insbesondere Nahrungsspezialisten, die sogenannten oligolektischen Wildbienenarten, benötigen ganz spezielle Pflanzenarten als Pollen- und Nektarquelle und können bei deren Ausfall - z.B. infolge flächendeckender Mahd oder Herbizidbehandlung - nicht auf andere Blüten ausweichen.
Honiggewinnung (Foto: Büro Maichle-Schmitt)
Zur Verbesserung des Trachtfließbandes gibt es eine Reihe von geeigneten Maßnahmen, wie die Etablierung von dauerhaft angelegten Biotopen oder von ein- und mehrjährigen Blühflächen, die anschließend wieder ackerbaulich genutzt werden. Bei der Auswahl der hierfür geeigneten Pflanzenarten ist der Zeitraum ihrer Blüte ein zentrales Kriterium. Denn nur so können örtliche Trachtlücken - meist von Juni bis September und sehr früh im Jahr (Januar/Februar) - adäquat geschlossen werden. Die Blühzeiträume der einzelnen Arten können den Pflanzenlisten entnommen werden (benutzen Sie bitte die Suchfunktionen).
Die Abfolge von Blühzeiten ergibt sich aber nicht nur durch die natürliche Phänologie der Pflanzenarten. Von ausschlaggebender Bedeutung für die Ergiebigkeit der Bienenweide ist auch das Nutzungs- bzw. Pflegeregime des Lebensraums, die über den Blüten- und Artenreichtum entscheiden. Magere, mit Stauden bestandene Standorte sollten nur einmal jährlich zwischen August und November gemäht werden. Die späte Mahd lässt ein Ausreifen der Kräuter zu.
Lindenblüten (Foto: kernel / www.fotolia.de)
Sofern eine frühere Mahd nicht zu umgehen ist, sollte abschnittsweise gemäht werden, um ein kontinuierliches Blühen zu gewährleisten und ungestörte Bereiche sowie Überwinterungsmöglichkeiten zu schaffen. Die durchgängige Präsenz von Pflanzen über die gesamte Vegetationsperiode hinweg vom Keim- über das Blühstadium bis hin zur Samenausbildung führt auch zu einem stetigen Samenangebot und kann unter anderem dadurch die Erhaltung der Artenvielfalt unterstützen. Auf nährstoffreichen Standorten ist eine zweischürige Pflege angebracht, um großen Blütenreichtum zu erreichen. Durch gezieltes Anlegen oder Zulassen von Saumbiotopen und ggf. deren naturverträgliche Pflege kann ebenfalls ein wichtiger Beitrag zum Biotop- und Artenschutz geleistet werden.