Nach einer alten Faustregel sollte jedem Bienenvolk ein Hektar potentielle Trachtfläche zur Verfügung stehen. Aus bienenbiologischer Sicht ist es - wie in Blühzeiträume dargelegt - erforderlich, dass während der gesamten Vegetationsperiode blühende Trachtquellen angeboten werden. Im Frühjahr kann dies z.B. eine geschickte Auswahl verschiedener Weidenarten (Salix sp.) sein, die stufenweise vom letzten Schnee bis in die Obstblüte hinein blühen.
Sehr artenreiche Pflanzengemeinschaft auf Kalkfelsen (Foto: Dalitz)
Wetterbedingt können die Bienen dann manche Arten gut, andere überhaupt nicht nutzen. Eine einzelne Weidenart hingegen ist wertlos, wenn gerade in der Blütezeit dieser Art ungeeignetes Flugwetter herrscht. Hat man im Frühling noch einige Auswahlmöglichkeiten zur Verbesserung der Bienenweide, fehlt es im Spätsommer vor allem an heimischen Arten, um den Pollenmangel zu beheben. Wenn keine blütenreichen Vegetationsformen um den Bienenstand herum vorhanden sind, bieten nur noch landwirtschaftliche Flächen mit blühenden Zwischenfrüchten oder Untersaaten, artenreiches Grünland, blühende Gärten oder entsprechend bepflanzte öffentliche Grünflächen Ersatz.
Die Pollen- und Nektarproduktion der Blüten hängt sehr stark von den Standortbedingungen, der Pflanzenart und -sorte sowie natürlich der Witterung ab. Die Ergiebigkeit einer Tracht schwankt deshalb von Ort zu Ort und von Jahr zu Jahr. Entscheidend ist weniger die Pollen- und Nektarproduktion der einzelnen Blüte, sondern die Anzahl der Blüten pro Flächeneinheit. Wichtig sind dabei auch der Zuckerwert des Nektars und die Verwertbarkeit des Pollens. Großkronige Bäume und Sträucher, mit ihren hohen Zahlen an Blüten je Pflanze, sind als Bienenweide besonders interessant.
Artenreiche Gebüschgemeinschaft an steileren Hängen (Foto: Dalitz)
Die Attraktivität erhöht sich noch, wenn diese Pflanzen sowohl Blüten- als auch Honigtautrachten liefern. Dazu zählen vor allem der Berg-Ahorn und die Winter-Linde. Reine Honigtaulieferanten sind vor allem Fichten und Tannen. Diese pollenlosen Trachten fallen oft in die sonst magere zweite Sommerhälfte. Hier kommt es nicht auf das Blühen, sondern auf das ausreichende Vorkommen pflanzenspezifischer Honigtauerzeuger an, das von Jahr zu Jahr sehr stark schwanken kann.