Ungefähr ein Viertel der heimischen Wildbienenarten kann durch entsprechende Nisthilfen relativ einfach gefördert werden. Ersatzquartiere für oberirdisch in Totholz nistende Arten können beispielsweise in abgelagertem Hartholz wie Buche oder Eiche, das später keine Risse mehr entwickelt und nicht harzt, bereit gestellt werden. In ca. 20 cm lange Holzblöcke werden mit dem Holzbohrer Löcher von 4-8 mm Durchmesser gebohrt. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Löcher möglichst tief gebohrt werden und der Bohrer in einem leicht stumpfen Winkel nach oben ansteigend angesetzt wird, damit eventuell eindringendes Wasser von selbst wieder abfließen kann und sich keine „Wassersäcke“ bilden. Bohrgänge, die ins Längsholz, d. h. unter die Baumrinde und nicht ins Stirnholz gebohrt werden, gewähren bessere Entwicklungschancen, da hier weniger Risse auftreten und die Feuchtigkeit nicht so leicht eindringen kann. Diese Holzblöcke sollten dann an einer sonnenbeschienen, südexponierten Stelle, z.B. einer Hauswand, aufgehängt werden. Gegen Nässe empfiehlt es sich, oben einen Regenschutz aus etwas überstehender Dachpappe anzubringen. Am besten ist es jedoch, wenn man abgestorbene Bäume so lange wie möglich vor Ort belässt (Abbildung 1).
1. Stehende abgestorbene Baumstrünke stellen natürliche Nisthabitate für totholzbewohnende Wildbienen dar, etwa für die Blauschwarze Holzbiene. (Foto: Schwenninger)
Neben toten Bäumen sind auch Plätze mit Holzstapeln und Baumschnitt sowie Wurzelteller interessante Habitate für Wildbienen (Abbildung 2).
2. Holzstapel bieten Nistmöglichkeiten für Wildbienen. (Foto: Schwenninger)
Für in markhaltigen Stängeln nistende Arten können z. B. dürre Brombeerranken (möglichst mit einem Durchmesser von mehr als 1 cm) oder Stängel von Königskerzen senkrecht stehend, am besten regengeschützt, dauerhaft befestigt werden. Ideal ist es, wenn verschiedene Nisthilfen kombiniert und mit Strangfalzziegeln abgedeckt werden (siehe Abbildung 3).
3. „Insektenhotel“ mit senkrecht gestellten markhaltigen Stängeln (Foto: Schwenninger)
Diese Ansammlung von Bienennestern lockt aber auch Spechte und Meisen sowie Parasiten an, die rasch entdecken, dass hier auf engem Raum leicht erreichbare Nahrung bzw. Wirte vorhanden sind. Ein Maschendraht, welcher um die Nisthilfen herum angebracht wird, beugt dem Bienenverlust durch Vögel vor (siehe Abbildung 4). Um den Parasitendruck zu vermindern, sollten nach 1 bis 2 Jahren neue Nisthilfen hinzugefügt oder an anderen Stellen in der Umgebung aufgestellt werden. Durch Aufstellen solcher Nisthilfen an entsprechenden Standorten kann man von den Wildbienen auch unmittelbar wirtschaftlich profitieren. So bestäuben Wildbienen neben zahlreichen Wildpflanzen auch Kulturpflanzen. Da einige der im Frühjahr aktiven Wildbienenarten bereits bei niedrigen, für die Honigbiene nicht geeigneten Temperaturen zwischen 4°C bis 10°C sammeln (KORNMILCH 2010), können sie die Blüten von Obstbäumen und Sträuchern auch bei ungünstiger Witterung bestäuben, wenn die Honigbiene ausfällt. Demzufolge kann durch Aufstellen von Nisthilfen in Obstkulturen der Ertrag verbessert werden (HERRMANN & TRAUTMANN 2010; KORNMILCH 2010).
4. Ein Maschendraht vor dem „Bienenhotel" (besser: der Nisthilfe) schützt vor Vogelfraß (Foto: Schwenninger)
Etwa drei Viertel der heimischen Wildbienenarten nisten in selbstgegrabenen Gängen im Boden. Für diese Arten können ebenfalls zusätzliche Nistgelegenheiten beispielsweise in Form von künstlichen Steilwänden bereitgestellt werden. Entscheidend ist hierbei, dass das verwendete Bodensubstrat leicht grabbar ist und dennoch die Brutröhren stabil genug sind. Deshalb sollten etwa sandiger Löß und keine schweren Tonböden als Bodensubstrat Verwen- dung finden. Dieses Substrat kann z.B. in möglichst tiefe (> 20 cm) Blumenkästen oder Holzkästen eingefüllt werden. übereinander gestapelt kann so eine künstliche Steilwand (siehe Abbildung 5) geschaffen werden. Aber auch an einer sonnigen, einigermaßen vor Regen geschützten Stelle in Hausgärten (z.B. an der Hauswand unter breiten Dachvorsprüngen) kann ein 50-100 cm hoher Haufen aus lehmigem Fluss- oder Flugsand das Nistplatzangebot wesentlich verbessern.
5. Künstliche Steilwand aus Lehm als Nisthilfe (Foto: Schwenninger)
Eine Anleitung zum Bau von Nisthilfen mit bebilderten Beispielen kann aus dem Internet heruntergeladen werden (www.wildbienen-kataster.de / Rubrik Arbeitsblätter: Gärten, Parks und Industrieanlagen).