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Was blüht uns Ende November?

Der Papiermaulbeerbaum (Broussonetia papyrifera)

Taschentücher, Toilettenpapier, Tapeten oder auch Papiergeld: Dinge, die für uns zum Alltag gehören, verdanken wir dem Bast von Gehölzen wie dem Papiermaulbeerbaum. Bereits aus dem Jahr 105 n. Chr. stammt eine Anleitung zur Herstellung des ersten Papiers von dem chinesischen Beamten Cai Lun.

Der Artname ‚papyrifera’ bedeutet sinngemäß papier (‚papyrus’) tragend (‚-ferus’). Der Name der Gattung wurde zu Ehren von Pierre Marie Auguste Broussonet, einem französischen Arzt, Naturforscher und Zoologen vergeben, der unter anderem das Linnéesche System in Frankreich einführte.

Späte Beliebtheit in Europa
Zunächst wurden die Bastfasern der Bäume zerstampft und gekocht. Anschließend hat man einzelne Lagen des entstanden Breies mit einem Sieb abgeschöpft, getrocknet, gepresst und geglättet. Der Weg war nun frei für die verschiedenen Materialien aus Papier. In Europa wurde Papier erst ab dem 12. Jahrhundert bekannt.

Vielseitiges Gewächs aus Zentralasien
Neben dem Papier eignet sich der Bast für die Herstellung von Kleidung. Bekannt dafür sind die Tapa-Textilien, die auf den Pazifischen Inseln für die Herstellung von Saris, Schals und Hüten genutzt werden. Übrigens fand man in Mitteleuropa bei der auf ca. 3300 v. Chr. datierten Gletschermumie „Ötzi“ ebenfalls Textilien aus Bast der Linde.

Die beschriebenen Nutzformen, die Anspruchslosigkeit an Böden sowie das schnelle Wachstum nach Rückschnitt machen die zentralasiatischen Papiermaulbeerbäume weltweit sehr attraktiv. Allerdings geht das invasive Vordringen der Baumart insbesondere in Nordamerika und Afrika zu Lasten einheimischer Arten.

Dekorative Steinfrüchte
Darüberhinaus besitzt der Papiermaulbeerbaum einen hohen Zierwert - insbesondere die weiblichen Bäume sind in der Zeit von September bis November schön anzusehen. Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass es sich um Blüten handelt, doch es sind die kugeligen Steinfruchtverbände, die im Herbst spektakulär orange-rot erstrahlen. Die eigentlichen Blüten sind eher unscheinbar und blühen in der Zeit von April bis Mai. Der oft vielstämmige Papiermaulbeerbaum hat - wie andere Maulbeergewächse auch - Milchsaft. Das Holz ist leicht, einfach zu bearbeiten und wird zur Herstellung von Tassen, Schalen oder Möbeln genutzt.

Behaarte Schmirgelblätter
Ein weiteres Charakteristikum sind die Blätter, die im jungen Stadium oft drei- bis fünffach gelappt erscheinen, ähnlich wie bei den Maulbeerarten. Zudem sind die Blätter dicht behaart, ihre Vorderseite ist rau wie Sandpapier. Schulkinder in Uganda schmirgeln damit ihre Schulbänke glatt. Neben den Kindern aber nutzen auch die dortigen Meerkatzen und Schimpansen im Regenwald die Blätter und die (auch für uns) essbaren Früchte der verwilderten Bäume. Die Früchte sind insbesondere aufgrund ihres geringen Tanningehaltes und süßen Geschmackes sehr beliebt und machen dort einen Großteil der Nahrung der Primaten aus.

R. Gliniars, R. Bäßler & A. M. Steiner, veröffentlicht am: 20.11.2013


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