Besondere Pflanzen in den Hohenheimer Gärten
Was blüht uns Anfang November?
Der Amerikanische Amberbaum – Liquidambar styraciflua L.
Es ist ein überwältigender Anblick, wenn der Amerikanischen Amberbaum bei sonnigem Herbstwetter seine gefärbten Blätter zur Schau stellt. Sie liefern ein Feuerwerk an Farben und scheinen gelb, scharlachrot bis purpurn zu leuchten. Darüberhinaus ist das Schmuckgehölz ein wertvoller Nutzbaum in seiner Heimat. Sogar bei den Mayas hatte er aufgrund seines Harzbalsams schon volksmedizinische Bedeutung.
Weltweit gibt es etwa 4 Arten von Amberbäumen, die auf die temperaten Gebiete der Nordhemisphäre im südwestliche Asien und auf Zentral- und Nord-Amerika, verteilt sind. Der amerikanische Vertreter ist vom Nordosten der USA bis in den Süden nach Guatemala und Nicaragua heimisch.
Vielzahl an Zuchtformen
Häufig kommt er in nährstoffreichen Auwäldern z.B. am Mississippi vor, wo er Überflutungen bis zu einer Dauer von 20 Tagen übersteht. Er ist auch anpassungsfähig an trockenere Standorte, benötigt jedoch immer ausreichend Licht. Seit 1688 wird er in Mitteleuropa als beliebter Park- und Straßenbaum kultiviert. Es existiert eine Vielzahl an Zuchtformen mit unterschiedlichen Ausprägungen an Blattformen und –farben.
Der Amerikanische Amberbaum erreicht im Naturstandort Höhen bis 45 m bei Durchmessern bis 1,50 m. In Mittel-Europa wird er meist nur 15 m hoch. Er bildet ein kräftiges Pfahlwurzelsystem aus. Seine stark aromatisch riechenden Blätter sind sternförmig und ahornähnlich mit 3-7, spitzauslaufenden Lappen. Von September bis November durchlaufen sie ihre langandauernde, aufsehenerregende Färbung. Die Zweige sind oft mit Korkleisten versehen. Bereits von März bis Anfang Mai blüht der einhäusige, getrenntgeschlechtliche Baum.
Die männlichen Blütenstände sind aufrechte Ähren, die weiblichen kompakte Köpfchen mit jeweils kleinen, unauffälligen Einzelblüten. Nach Windbestäubung reifen stachlige, kastanienähnliche Sammelfrüchte. Die einzelnen Kapseln enthalten jeweils 1-2 geflügelte Samen mit einem Tausendkorngewicht von etwa 5 g.
Wohlriechendes Harzbalsam
In Nordamerika erfährt der Amberbaum als Laubbaum nach den vielen amerikanischen Eichenarten die höchste forstliche Nutzung. Das Holz ist hochwertig, hart, leicht zu bearbeiten, mit weißem Splint und rötlich gebändertem Kern. Es ist angenehm duftend und wird als Bau-, Sperr- und Möbelholz verwendet. Zudem liefert es begehrte Furniere.
Aus der Rinde der Amberbäume tritt nach Verletzung ein wohlriechendes Harzbalsam, Styrax oder Storax genannt, aus. Dieses wird pharmazeutisch innerlich bei Halsschmerzen und Bronchitis sowie äußerlich bei Hautkrankheiten eingesetzt. Auch die Verwendung als Räucherwerk und Kaugummi ist bekannt. In der Industrie wird es zur Parfümierung von Seifen und Kosmetika eingesetzt.
Die Amberbäume zählen zu der kleinen Familie der Altingiaceae. Der Gattungsname
Liquidambar bedeutet flüssiger Bernstein (lat. ‚liquidus’ = flüssig und arab. ‚anbar’ = Bernstein), auch der Artname
‚styraciflua’ (lat. styrax = Gummiharz vom Styraxbaum und fluere = fließen) bezieht sich auf das vielseitige Harzbalsam.R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner, veröffentlicht am: 13.11.2015
Einige Bildimpressionen