Besondere Pflanzen in den Hohenheimer Gärten
Was blüht uns im August?
Der Chinesische Götterbaum – Ailanthus altissima (Mill.) Swingle
Ailanthus altissima – Der Götterbaum, das klingt gut und bedeutungsvoll. Zu verdanken haben wir den Namen wohl den Einwohnern der Molukken, in deren Sprache das Wort ‚aylanto’ = „Baum der zum Himmel reicht“ meint. In Teilen Asiens wurde er zum religiösem Kultobjekt.
Schnellwachsend und invasiv
Der Forst vergöttert den Baum wohl auch, da er schnell wächst und dennoch ein festes, steifes, hartes Nutzholz wie unsere Eschen liefert. Naturschützer betrachten ihn dagegen als alles andere als göttlich, denn die chinesische Baumart gilt in Nordamerika und Mitteleuropa insbesondere in der Süd-Schweiz, in Südwest-Frankreich und im Mittelmeergebiet als hochgradig invasiv, d.h. sie verdrängt heimische Arten.
Im Mittelmeerraum hat die Bekämpfung des Götterbaums hohe Kosten verursacht, wirksam ist nur eine mechanische Entfernung.
Im Naturstandort in China und Nord-Vietnam wächst der Götterbaum in Laubwäldern. Er wächst an unterschiedlichsten Standorten, selbst an Küsten und sauren Böden.
Vertreten in Park und Allee, Brache und Trümmerfeld
Um 1740 brachte der französische Missionar Pierre d’Incarville den ersten Götterbaum nach Paris. Ab 1780 pflanzte man ihn als Ziergehölz in Landschaftsparks, später als Alleebaum, zur Wiederaufforstung sowie zum Wind- und Erosionsschutz. Heute wächst er auf allen Kontinenten außer der Antarktis.
In Mitteleuropa verwildert er auf vom Menschen geschaffenen Freiflächen in Städten, an Bahnlinien oder großen Straßen. Nach 1945 besetzte der Götterbaum die Trümmerflächen.
Schnellwachsend, in jungen Jahren kälteempfindlich
Warmes, trockenes Klima, Immissionen und Streusalz toleriert der lichtliebende Baum gut. In jungen Jahren führt Kälte zu Schäden.
Der Götterbaum wird bis zu 30 m hoch und bildet eine kugelige, bis zu 15 m breite Krone aus. Mit einer Lebenserwartung von rund 100 Jahren ist er kurzlebig.
Bei uns zählt er zu den am schnellsten wachsenden Bäumen. Jahrestriebe können in jungen Alter bis zu 2 m im Jahr wachsen. Die Rinde ist grau und diamantförmig gemustert. Je nach Standort bildet er ein flaches Wurzelsystem mit Senkerwurzeln aus.
Würzig riechende Blätter
Ab Ende Juni erscheinen in 10-20 cm langen Rispen gelblich-grüne Blüten, die der männlichen Bäume riechen unangenehm. Später reifen massenhaft 3-5 cm lange, geflügelte Früchte, die hellbraun bis leuchtend rot gefärbt sind.
Bei einem 8 m hohen Baum wurden 650 Fruchtstände mit 325 000 Einzelfrüchten gezählt. 27 000 bis 33 000 Samenwiegen ein Kilogramm. Diese werden durch den Wind bis zu 200 m weit verbreitet.
Honig, Futter für Seidenproduzenten und traditionelle Medizin
Der Honig schmeckt muskatellerartig, ist von grünlicher bis bräunlicher Farbe und gilt als Spezialität. In China werden die Blätter zur Fütterung des Götterbaumspinners genutzt, welcher verwertbare Shantung-Seide produziert. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es wegen der Seidenproduktion eine Anbauwelle des Baums in Mitteleuropa.
In der traditionellen chinesischen Medizin findet er Verwendung zur Behandlung von Asthma, Epilepsie und Augenkrankheiten.
Die Gattung stammt aus der Familie der Bittereschengewächse, Simaroubaceae. Weltweit gibt es rund 10 Arten. Der Artname ‚altissima’ bedeutet „der höchste“.R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner, veröffentlicht am: 7.8.2017
Einige Bildimpressionen