Die Zapfennuss (Platycarya strobilacea Siebold & Zucc.)
Ein Laubbaum, der wie Nadelbäume Zapfen trägt? Dieses Phänomen zeigt sich bei einem lieblichen Walnussgewächs: der Zapfennuss – die man anfangs tatsächlich für eine Kiefernart hielt.
Beheimatet ist die seltene Art an fließenden Gewässern in China, Vietnam, Korea und Japan. In Mitteleuropa ist sie nur in wenigen botanischen Gärten zu finden, wie zum Beispiel in den Hohenheimer Gärten.
Die bis zu 12 Meter hohe Zapfennuss bildet große Blätter aus, die aus 7 bis 19 gesägten Fiedern zusammengesetzt sind und nach dem Zerreiben aromatisch duften. Auffallend ist der zwittrige Blütenstand, mit einer Rispe im Frühling. Die männlichen Kätzchen umhüllen eine terminale Ähre mit weiblichen Blüten. Dabei strömen sie einen lieblichen Apfelduft aus, der Bestäuber anlockt.
Im Herbst reifen kleine Einzelfrüchte in einem zapfenförmigen Fruchtstand. Die vorjährigen Zapfen sind oft im Sommer noch am Baum anzutreffen, und die Samen werden oft spät entlassen. Wahrscheinlich hat dies in der Natur die Funktion, keimungsungünstige Zeiten wie Trockenperioden und Winter zu überbrücken.
Aufgrund des hohen Gerbstoff- und Juglongehalts verwendet man Bestandteile der Art in Ostasien zum Färben von Kleidung und zum Gerben. Das Holz besitzt einen hohen Energiewert, bei Verbrennen der Wurzeln entsteht ein attraktiver Duft, der einstmals in Bädern genutzt wurde.
Eine Pflanze – drei Entdecker?
Die Entdeckung der Zapfennuss im Mai 1844 durch den Pflanzensammler Robert Fortune in den Chusan Hills in China war eine Sensation. Er wurde von der britischen Horticulutural Society in höchsten Tönen dafür gepriesen und das Gehölz zu seinen Ehren Fortunaea chinensis benannt.
Doch bald stellte man fest, dass der deutsche Japanforscher Philipp Franz von Siebold die Zapfennuss bei einer seiner Reisen bereits entdeckt hatte und sie ein Jahr zuvor mit dem deutschen Botaniker Joseph Gerhard Zuccarini beschrieben hatte. Nach der geltenden Prioritätsregel wurde daher die ältere Publikation zur Namensgebung verwendet.
Eine Seltenheit in Botanischen Gärten
‚Platycarya’ bedeutet Zapfen- oder Breitnuss (griech. Platys = breit; karyon = Nuss), das Artepithet ‚strobilacea’ stammt vom griechischen ‚strobilos’ (‚runder Ball’), was sich auf die rundlichen Fruchtstände bezieht. Die Gattung enthält heute drei Arten, die alle im asiatischen Raum vorkommen. Auch in Mitteleuropa waren Zapfennüsse vor den Eiszeiten mit bis zu sieben Arten vertreten.
Nur wenige botanische Gärten besitzen eine Zapfennuss und tragen somit zur Bewahrung der Pflanzendiversität bei. In Hohenheim stehen zwei Exemplare, die besonders im Spätherbst und Winter nach dem Laubfall attraktiv da stehen.R. Gliniars, R. Bäßler & A. M. Steiner, veröffentlicht am: 26.11.2014