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Was blüht uns Ende April?

Der Judasbaum – Cercis siliquastrum L.

Aus der Fülle der Frühjahrsblüher sticht der Judasbaum hervor. Er ist ein einzigartiges Gehölz, bei dem die Blüten nicht nur am jungen Holz, sondern an kräftigen Ästen und sogar am dicken Stamm sprießen. In jedem Garten setzt er mit seiner umwerfenden Blütenpracht einen farblichen Akzent. Die Stammblütigkeit oder Kauliflorie tritt sonst nur bei tropischen Gehölzen wie dem Kakaobaum, der Papaya oder dem Kanonenkugelbaum auf.

Der Gattungsname ‚Cercis’ stammt vom griechischen Wort ‚kerkos’ und bedeutet Weberschiffchen aufgrund der Ähnlichkeit der Früchte mit diesen. Der Artname ‚siliquastrum’ ist lateinisch und bedeutet „Schote“.

Baum des Judas oder Baum aus Judäa?
Der Legende nach soll sich Judas, ein Jünger Jesu Christi, nach seinem von der jüdischen Priesterschaft bezahlten Verrat an einem Judasbaums erhängt haben. Entsprechend erinnern die Blüten an den Blutschweiß Christi im Garten Gethsemane, die runde Blattform weist auf die bezahlten 30 Silberlinge hin.

Jedoch stellt sein französischer Name „l’arbre de Judée“ richtig, dass vielmehr der Baum aus Judäa mit dem Namen Judasbaum gemeint ist. Im spanisch sprechenden Raum wird er auch 'Baum der Liebe' genannt, die ja bekanntlich auch im Alter ihre Blüten treibt. Carl v. Linné (1707 - 1778), Professor für Botanik an der Universität Uppsala und Begründer der Pflanzen- und Tiersystematik, hat die Art erstmals beschrieben.

Der Gewöhnliche Judasbaum ist ein sommergrüner, kleiner Baum, der Wuchshöhen von 4 bis 8 m erreicht. Die Laubblätter sind oft breiter als lang und besitzen eine gelbe Herbstfärbung. Bestäubt wird der Judasbaum durch Bienen. Aus dem einzigen Fruchtblatt bildet sich zur Samenreife eine lineal-abgeflachte Hülse.

Hülsenfrüchte
Der Judasbaum gehört also wie Erbse und Bohne zur Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler, was den Fabaceae oder Leguminosae entspricht. In unseren Breiten sind Bäume aus dieser Familie selten, in tropischen Regionen können sie Regenwälder und Savannen dominieren.

Judasbäume bevorzugen geschützte Standorte mit fruchtbaren und feuchten Böden in voller Sonne und vertragen Temperaturen bis -18°C. Zudem besitzen sie eine große Verträglichkeit gegenüber längeren Hitze- und Trockenperioden.

Sie werden oft als Ziergehölze gepflanzt mit einigen Sorten, wie dem weißblühenden ‚Alba’. Der Judasbaum darf nur eingeschränkt geschnitten werden, lediglich trockene oder querstehende Äste sollte man entfernen, weil sonst der malerische Wuchs darunter leiden würde.

Essbare Blüten
Das harte Holz eignet sich aufgrund der schönen, braun-schwarzen Maserung für Furniere. Die Blüten können roh gegessen werden und sind mit ihrem süß-säuerlichen Geschmack eine Bereicherung für jeden Salat. Die Blütenknospen können sauer eingelegt und als Gewürz verwendet werden. Die Blattknospen enthalten Wirkstoffe mit antithrombotischen Eigenschaften.

Es gibt sieben Arten des Judasbaums, die alle auf der Nordhalbkugel zu finden sind. Einzig der Gewöhnliche Judasbaum ist in Europa, im Mittelmeerraum beheimatet. Seit 400 Jahren wird er auch in Mitteleuropa verbreitet. In den Hohenheimer Gärten stehen neben dem Gewöhnlichen Judasbaum die Arten Cercis canadensis, C. chinensis und C. griffithii und einige Sorten. Das älteste Exemplar in den Hohenheimer Gärten am Franziska-Denkmal wurde 1960 gepflanzt.

R. Gliniars, R. Bäßler & A. M. Steiner, veröffentlicht am: 27.4.2014


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