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Was blüht uns Anfang März?

Der Katsurabaum oder "Lebkuchenbaum" (Cercidiphyllum japonicum Siebold & Zucc.)

Würde man einen Künstler bitten, ein Gehölz zu entwerfen, das die Elemente des Bildes des fernen Ostens im Abendland verkörpert – der Katsurabaum wäre das Ergebnis. Wie sonst kein anderes Gehölz versinnbildlicht er die westlichen Vorstellungen vom geheimnisvollen Ostasien in seinem Erscheinungsbild und dessen jahreszeitlichem Wandel. Besonders seine zierliche, feine, heitere Belaubung, die ansprechende, liebliche Blattform und der anmutige symmetrische Wuchs mit den eleganten, aufstrebenden Ästen faszinieren den Betrachter.

Ein herzförmiges, lebendes Fossil
Erstmals beschrieben wurde der Katsurabaum vom deutsch-holländischen Botaniker und Japanforscher Philipp Franz v. Siebold (1796-1866), der neun Jahre als Arzt in Japan tätig war, und dem Botaniker Joseph Gerhard Zuccarini (1797-1848) in München. Die Zusammensetzung seines Namens leitet sich vom Wort Cercis = Judasbaum und phyllum = Blatt her, da seine herzförmigen Blätter denen des Judasbaums ähneln.

Die Gattung Cercidiphyllum umfasst zwei Arten und ist die einzige der Familie der Cercidiphyllaceae, die wiederum zur Ordnung der Saxifragales, der Steinbrechartigen, zählt. Diese Gattung ist wie der Gingko ein sogenanntes lebendes Fossil.

Lebkuchengeruch bei Regen
Die herzförmigen Laubblätter treiben früh im Jahr aus und sind zunächst zartrosa gefärbt. Das Sprosssystem ist deutlich in Lang- und Kurztriebe gegliedert. Die Blätter sitzen an den Langtrieben gegenständig, an den Kurztrieben teilweise direkt vom Stamm ausgehend einzeln.

Im Herbst verfärbt sich das Laub intensiv gelb. Bei feuchtem Wetter strömt das Herbstlaub einen Geruch wie Lebkuchen aus, weshalb man ihn (Leb-) Kuchenbaum nennt.

Wertvolles Ziergehölz aus Japan und China
Die Heimat des Katsurabaums ist Ostasien, vor allem Japan und China. In Europa dagegen hat er die Eiszeiten nicht überlebt. An seinem Naturstandort wächst er an Waldrändern und entlang von Flüssen in Höhenlagen zwischen 600 und 2700 m.

In den gemäßigten Breiten findet man ihn heute als seltenes, dekoratives Ziergehölz in Gärten und Parks. Er bevorzugt lockere, humus- und nährstoffreiche Böden.

Die meist mehrstämmigen Bäume besitzen eine graubraune, tief gefurchte Borke. In Japan zählt die Art zu den wirtschaftlich wichtigsten Laubhölzern. Das wertvolle, leichte und weiche Holz mit hellbraunem Splint und rotbraunem, dauerhaftem Kern ist schön gemasert und leicht bearbeitbar. Es wird für Möbel, Tischlerarbeiten und Schnitzereien verwendet.

Eine windbestäubte Art mit Balgfrucht
Der Katsurabaum ist zweihäusig. Zum einen bildet er Individuen, die nur männliche, pollentragende Blüten tragen, zum anderen Individuen mit nur weiblichen Blüten. Die Blüten erscheinen vor dem Laubaustrieb ohne Blütenhülle, wie es bei den windbestäubten Arten üblich ist.

Die männliche Blüte hat viele rote, etwa neun Millimeter lange Staubblätter, die dichte Büschel bilden, die weiblichen Blüten bestehen aus einem einzigen Fruchtblatt. Hieraus geht eine Balgfrucht hervor, die 15 bis 30 Samenanlagen in zwei Reihen enthält.

R. Gliniars, R. Bäßler & A. M. Steiner, veröffentlicht am: 5.3.2014


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