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Was blüht uns Anfang Oktober ?

Der Efeu (Hedera helix L.)

Den Göttern geweiht
Efeu war im klassischen Altertum, wie der Wein, den Göttern des Weines Osiris, Dionysos und Bacchus geweiht. Zu festlichen Anlässen trugen die Griechen Efeukränze, auch die Trinkbecher wurden zu Ehren der Götter mit Efeu berankt. Auch Dichter bekränzte man mit Efeu, der heiligen Pflanze des Gottes Apoll und der Musen.

Auch die ersten Christen verwendeten die Symbolik der Unsterblichkeit des Efeus und pflegten Leichen gläubiger Verstorbener auf die immergrünen Blätter zu legen. Ungläubige hingegen wurden auf Zypressen gelegt, da diese einmal gefällt nicht mehr nachwachsen. Auch heute noch wird Efeu viel auf Grabanlagen angepflanzt. Neben der Assoziation der Unsterblichkeit gilt Efeu aufgrund seiner Fähigkeit sich anzuschmiegen als Symbol der Freundschaft und Treue.

Anhänglicher Baum-Freund
An alten Bäumen im Schlosspark oder im Exotischen Garten findet man häufig Efeu, der bis in die Krone reicht. Wenn Efeu überhand nimmt, können Bäume Schaden erleiden. Zum einen kann die Photosyntheseleistung zurückgehen, weil die Krone weniger Sonnenlicht abbekommt. Zum anderen können Bäume durch den höheren Windwiderstand oder höhere Schneelast in der Krone beeinträchtigt werden. In der Folge können Äste bei großer Belastung durch Sturm oder Schnee brechen. Die Behauptung, Efeu erwürge die Bäume, ist nicht richtig. Allerhöchstens werden die umschlungenen Stämme nicht ganz so dick.

Gift und Arznei
Alle Pflanzenteile des Efeus sind giftig. Der Verzehr von Efeufrüchten beispielsweise kann bei Menschen aufgrund des Saponingehaltes zu ernsten Vergiftungen führen. Andererseits besitzen Extrakte von Efeublättern in geringen Dosen aufgrund ihres Saponingehalts auch auswurffördernde, schleimverflüssigende und krampflösende Eigenschaften bei Katarrhen der Atemwege oder bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen. Ferner sind Kontaktdermatiden für den Efeu bekannt, weshalb man insbesondere bei Pflegemaßnahmen nur mit Handschuhen arbeiten sollte.

Aussehen des gemeinen Efeus
Der gemeine Efeu (lat. hedera) ist eine immergrüne, ausdauernde Pflanze, die in Mittel- und Südeuropa heimisch ist, und als der einzige Wurzelkletterer in unseren Gefilden gilt. Die jungen Triebe sind mit Haftwurzeln ausgestattet, mit Hilfe derer sie an Bäumen bis in 30 m Höhe empor klettern. Ausgewachsene Triebe ab einem Alter von 10 Jahren hingegen bilden keine Haftwurzeln aus, sie stehen ab oder hängen über. Während seiner Kletterphase, in der ein Jahrestrieb von bis zu einem Meter Länge auftreten kann, entwickelt Efeu zwei verschiedene Formen von Blättern. Ein Phänomen, welches man als Heterophilie bezeichnet. Blätter nicht-blühender Zweige sind meist 3- bis 5-eckig gelappt, weiß geadert und sehr derb. Die Blätter blühender Zweige hingegen zeigen eine ganzrandige, längliche Form und sind zarter.

Wann blüht der Efeu?
Im September und Oktober entfalten sich unscheinbare, grünlich gelbe Blüten in doldigen Teilblütenständen, in denen sich auch die Verwandtschaft mit den Doldenblütlern zeigt. In jeder Blüte befindet sich zwischen Staubblättern und Griffel eine breit kegelförmige Nektarscheibe, die vor allem für Bienen, Schwebfliegen und Wespen im Spätsommer eine wichtige Nahrungsquelle darstellt. Im unterständigen, 5-fächrigen Fruchtknoten reifen die kugeligen, blauschwarz Steinfrüchte bis zur Samenreife im Februar heran.

Liebling der Landschaftsgärtner
Der Efeu ist gärtnerisch gesehen eine viel genutzte Pflanze um Boden zu decken oder um Fassaden zu begrünen. Hierbei ist insbesondere seine hohe Schattenverträglichkeit und Anspruchslosigkeit, was Temperatur und Boden angeht, von Vorteil gegenüber Mitkonkurrenten. Insbesondere ab Mitte des 18.Jahrhunderts mit Aufkommen der weiträumigen Landschaftsparks fand er große Verwendung. Seither wird er auch sehr stark gezüchtet, so dass heute etwa 400 Sorten mit einer großen Bandbreite an Blattformen und –farben verfügbar sind. So sind auch Efeu-Sträucher aus adulten Trieben gezüchtet, die keine Haftwurzeln mehr ausbilden.

R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner, veröffentlicht am: 5.10.2013


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