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Was blüht uns Ende Oktober?

Der Feld-Ahorn (Acer campestre L., Baum des Jahres 2015)

Der Feld-Ahorn führt ein bescheidenes Dasein. Selten findet man den ihn als einstämmigen Schmuckbaum mit rundlicher Krone, eher als mehrstämmigen Baum mit unregelmäßiger Krone. Oder als Gebüsch an Wegen und Straßen sowie oftmals am Waldrand und in lichtem Mittelwald, doch nicht im Hochwald.

Er ist der kleinere Bruder des Spitz-Ahorns und Berg-Ahorns. Dennoch wurde der Feld-Ahorn zum Baum des Jahres 2015 gewählt. Dies geschah weniger, weil er selten wäre. Vielmehr soll mit dieser Wahl auf die Schönheit und Bedeutung dieser wenig beachteten Nebenbaumart aufmerksam gemacht werden. Denn dem Feld-Ahorn wird als Stadtgehölz und Straßenbegleitgrün eine große Zukunft vorausgesagt.

Ein Ziergewächs in 800 Meter Höhe
Der Feld-Ahorn kommt in Mittel- und Südeuropa vor, in Kleinasien bis zum Schwarzen Meer sowie in Nord-West-Afrika. Im nördlichen Alpenraum erreicht er Höhen um 800 Meter. Ein Baum kann 20 Meter hoch und 200 Jahre alt werden.
Meist ist der Wuchs knorrig und dicht. Die sommergrünen, 5 bis 10 cm breiten Blätter sind fünflappig. Die langen Blattstiele führen im Sommer Milchsaft. Die zierenden, oben dunkelgrünen Laubblätter glänzen matt und sind unten hell-graugrün und leicht behaart.

Die Blütezeit der 10 - 20 unauffällig gelbgrünen Blüten in einer Rispe reicht von Mai bis Juni. Sie bieten Bienen, Hummeln und anderen Insekten bei der Bestäubung reichlich Nektar, aber nur wenig Pollen. Die Doppelflügelnüsschen stehen sich waagrecht gegenüber und sind rot angefärbt, bevor sie braun und dunkel werden. Von hohem Zierwert ist die goldgelbe Färbung des Herbstlaubs, die oft ebenfalls noch rot anläuft und bis in den November hinein erfreut.

Der Feld-Ahorn bildet leicht Wurzelbrut und Stockausschläge, weshalb er früher in der Niederwaldwirtschaft vertreten war. Junge Triebe bilden bisweilen auffällige Korkleisten aus. Ältere Stämme tragen eine braun-graue Schuppenborke.

Nahrungsquelle im Winter für Gimpel und Kernbeißer
Der Feld-Ahorn liebt sommerwarme Standorte, erträgt Hitze und direkte Sonneneinstrahlung, überlebt aber auch Temperaturen bis -30 °C. Er ist tolerant gegenüber Trockenheit wie auch gegenüber Überflutung, die er in Auwäldern 4 bis 6 Wochen übersteht. Da er zudem salz-, immissions- und ozontolerant ist und außerdem klein bleibt, ist er eine ideale Baumart für die Stadt und Straße.

Seine Kleinblättrigkeit, der dichte Wuchs und die gute Schnittverträglichkeit eignen ihn für Formpflanzungen wie Hecken, Baumskulpturen und gar Irrgärten. Mit den kleinen Blättern und dem kompakten Wuchs ist er auch der heimische Bonsaibaum. Und wo der Feld-Ahorn steht, ist er, reich verzweigt, ein idealer Brutbaum für Vögel und ein Fluchtgehölz für Tiere aller Art. Besonders Gimpel und Kernbeißer fressen im Winter gern seine Früchte.

Der Feld-Ahorn und die Ulmer Maserpfeifenköpfe
Das Holz des Feld-Ahorns ist hart, schwer, hellrötlich und gemasert. Die Ulmer Maserpfeifenköpfe waren einst berühmt, Holzgriffe bewährt, Holzbecher und Schalen, Furniere und Intarsien ein Schmuck.

Seine wissenschaftliche Bezeichnung ist Acer campestre L. Beides ist lateinisch mit der Bedeutung acer = scharf aus der indogermanischen Silbe -ac- abgeleitet und von den Römern sicher mit Blick auf den Spitz-Ahorn gewählt, und campestris = dem Feld zugehörig. Der Autor der Erstbeschreibung, abgekürzt L., ist der bekannte Botaniker Carl von Linné.

A. M. Steiner, R. Gliniars, R. Bäßler, veröffentlicht am: 30.10.2015


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