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Was blüht uns Ende März?

Die Weide (Salix L.)

Die Weiden zählen mit rund drei Dutzend Arten zu den vielfältigsten Gehölzgattungen Mitteleuropas. Sie besitzen eine sehr hohe ökologische Bedeutung, haben traditionell einen festen Platz im Arzneischatz der Volksmedizin, und das Holz ist für Flechtarbeiten und als nachwachsender Rohstoff gefragt. Dennoch wird den Weiden von Forstleuten, Biologen oder Naturschützern oft nur eine geringe Wertschätzung entgegengebracht.

Die Gattung Salix wird wie die Pappeln der Familie der Weidengewächse, Salicaceae, zugeordnet. Die ca. 350 weltweit vorkommenden Arten wachsen vorwiegend in der gemäßigten und borealen Zone der Nordhemisphäre. Das Spektrum der Wuchsformen reicht von nur wenigen Zentimeter hohen Spaliersträuchern in der alpinen Stufe bis zu 20 bis 35 Meter hohen Bäumen in den Auen. Die Mehrzahl der Weidenarten wächst strauchförmig.

Duftende Blütenblätter
Weiden sind sommergrüne Gehölze mit wechselständigen, ungeteilten Blättern. Ab Anfang März beginnen viele Arten mit der Bildung ihrer Blütenstände, den sogenannten Blütenkätzchen. In diesen reifen kleine, eingeschlechtliche Einzelblüten ohne Blütenblätter, die in der frühen Jahreszeit eine wichtige Bienenweide darstellen.

In der Regel sind Weiden zweihäusig, es gibt rein männliche und rein weibliche Exemplare mit Ausnahmen wie z.B. bei der Trauerweide (Salix alba ‚Tristis’). Die männlichen Blüten bestehen aus 1-12 Staubblättern, die an der Basis keulenförmige Nektardrüsen enthalten, auch die weiblichen Blüten liefern Nektar. Die Blüten produzieren artspezifische Duftstoffe, an denen sich die Insekten orientieren und die als Barriere für Artkreuzungen wirken.

Lichtkeimer und Hybridschwärme
Aus den Blüten reifen die kleinen, endospermlosen Samen, die mit einem Flugapparat aus langen und kurzen Haaren versehen sind. Die Samen werden bei trockener Witterung entlassen und durch den Wind verbreitet.

Weiden sind Lichtkeimer und nur wenige Tage bis Wochen keimfähig. Sie lassen sich besonders gut durch Stecklinge vermehren, eine Fähigkeit, die bei der Besiedlung neuer Lebensräume ebenfalls von Vorteil ist. So können bei der Bruchweide (Salix fragilis) Zweige leicht abbrechen und vom Wasser an neue Ufer getragen werden.

Aus Kreuzungsversuchen und Beobachtungen in der Natur ist bekannt, dass Hybridisierung unter Weiden weit verbreitet ist. Zwischen einzelnen Arten können sogenannte Hybridschwärme gebildet werden.

Die Weiden – Ökosystem-Ingenieure
Aufgrund ihrer großen Frostresistenz haben viele Weidenarten ein sehr großes Verbreitungsgebiet. Die Korbweide (Salix viminalis) kann abgehärtet bei -85°C überleben. Die Purpurweide (Salix purpurea) ist in ganz Europa und in großen Teilen Asiens zu finden. Die Siberweide (Salix alba) und die Bruchweide (Salix fragilis) sind Bäume, die in Auen des Tieflandes wachsen. In Gebirgsregionen gibt es dagegen Weiden mit sehr kleinem Areal.

Weiden gelten als Pionierart, sie sind mit Ausnahme der Kriechweiden raschwüchsig und mit etwa 50 bis 100 Jahren relativ kurzlebig. Aufgrund des hohen Lichtanspruchs sind sie konkurrenzschwach, weichholzig und meist nur in Auenlandschaften auf Schotter-, Kies-, und Sandbänken waldbildend.

Ihre schmalen Blätter sind am Wasser vorteilhaft, denn dadurch werden Schäden durch Strömungsdruck vermieden. Weiden spielen als „Ökosystem-Ingenieure“ eine wichtige Rolle, denn sie befestigen die Ufer, bilden Inseln, Böden und gestalten somit Habitate.

Zudem sind sie wertvoller Lebensraum für Begleitflora- und fauna. Auf der Salweide (Salix caprea) hat man in England 284 Insektenarten, darunter viele Schmetterlinge, Bienen und Hummeln nachgewiesen. 150 Pilzarten sind mögliche Mykorrhizapartner.

Ein vielseitig einsetzbares Gehölz
Weiden sind für den Menschen äußerst nützlich. Das traditionelle Handwerk der Korbflechterei ist von Urbeginn an eine Hilfe und Freude der Menschheit gewesen. Viele Flurnamen zeugen von der Ausübung der Flechterei.

Die Gefache im Fachwerkhausbau wurden mit Weide gefüllt. Daneben lassen sich die schnellwachsenden Arten als lebender Zaun oder Energieholz zur Verarbeitung als Hackschnitzel gut anpflanzen. Weiter kann man das Holz als Zellstoff benutzen.

Extrakte aus der Weidenrinde spielen seit der Frühzeit vor mehr als 3500 Jahren eine wichtige Rolle in der Medizin. Im Mittelalter war die Weidenrinde als gut verfügbares Schmerz- und Fiebermittel weit verbreitet.

In der Geburtshilfe erwies sich abgekochte Weidenrinde als schmerzlindernd und nervenberuhigend. Diese Wirkung liegt hauptsächlich dem Inhaltsstoff Salicin, einem Glucosid, zugrunde. Aus diesem entsteht durch Oxidation Salicylsäure, die der deutsche Chemiker Hoffmann 1897 mit Essigsäure zu Acetylsalicylsäure (ASS) reagieren ließ. Die synthetisch hergestellten Schmerz- und Entzündungsmittel sind seither nicht mehr wegzudenken.

R. Gliniars, R. Bäßler & A. M. Steiner, veröffentlicht am: 27.3.2015


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