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Was blüht uns Anfang Februar?

Die Haselnuss (Corylus avellana L.)

Die Haselnuss ist ein sehr banaler Strauch – oder? Weit gefehlt. Nach einer hebräischen Legende taucht sie bereits im Paradies auf, als Eva nach dem Verzehr der verbotenen Frucht unter ihr Schutz suchte. Außerdem galten Haselnüsse seit alters her als Speise der Götter, als Sinnbild der Fruchtbarkeit, Liebe und Sexualität. So entstand die Redewendung „in die Haseln gehen“, was ein heimliches Rendezvous meint.

Im Mittelalter bezeichnete Hildegard von Bingen die Hasel als „ein Sinnbild der Wollust“, für Heilzwecke jedoch untauglich. Auch magische Kräfte wurden den Haselsträucher nachgesagt: so sollten seine Zweige die Häuser vor Blitzeinschlag und die Menschen vor Schlangen und Hexen schützen. Mit Haselruten konnten Wünsche erfüllt und Schätze aufgespürt werden, ein Brauch, der sich bis heute in Form der Wünschelruten gehalten hat.

Der erste blühende Strauch
Die in Mitteleuropa heimische Haselnuss wächst zu einem vielstämmigen, verzweigten, aufrechten Stamm von 5 m Höhe. Sie bildet eine glatte, graubraune Rinde mit hellen Lenticellen. Die Haselnuss blüht als erstes Gehölz der heimischen Flora ab Februar, noch bevor das Laub austreibt. Auffallend sind die 8-10 cm langen, grünlich-gelben, männlichen Kätzchen, die bis zu 2 Millionen Pollenkörner enthalten. Diese dienen den Honigbienen als früher Pollenlieferant.

Durch den Wind werden die unscheinbar roten Narben des von Knospenschuppen umgebenen weiblichen Blütenstands bestäubt. Es entwickelt sich daraus eine Nußfrucht, die, umgeben von einem vielfach zerschlitzten Fruchtbecher, langsam reift. Ab Oktober ist dieser endospermlose Samen eine wichtige Nahrungsquelle für Eichhörnchen, Mäuse, Kleiber und Häher.

Eine wichtige Nahrungsquelle in der Steinzeit
Durch Pollenfunde konnte man nachweisen, dass Wälder mit Haselbüschen bald nach der letzten Eiszeit vor etwa 9000 Jahren die Landschaften in West-Europa dominierten. Die Menschen der mittleren Steinzeit waren Jäger und Sammler, die Haselnüsse sicher ein wichtiger Teil ihrer Nahrung, gerade auch im Winter. Es liegt nahe, dass die Menschen schon damals die Verbreitung von Haselbüschen förderten.

Wer diesen Vegetationstyp erleben möchte, kann dieses bei einem Spaziergang durch die Darstellung der Vegetationsgeschichte seit der letzten Eiszeit im Botanischen Garten tun. Auch heute nutzt man den gemahlenen Samen oder das Öl der Haselnüsse als Zutaten für Backwaren, Süßigkeiten wie Nougat oder Krokant und Speiseeis. Dafür werden oft die Nüsse der Lambertshasel (Corylus maxima) verwendet.

Für Körbe, als Fassreifen und Zeichenkohle geeignet
Forstwirtschaftlich hat die Haselnuss keine Bedeutung. Sie hat aber auch keinen negativen Einfluss auf ihre Nachbarn, trotz ihres intensiv verzweigten Wurzelsystems mit einer zentralen Pfahlwurzel. Als lichtliebendes Gehölz schließt sie viele Waldränder ab und fungiert als Vogelschutzgehölz. Die schnell nachwachsenden, biegsamen Triebe wurden von Korbmachern und als Fassreifen verwendet.

Starke junge Ruten hat man früher als Ausklopfstäbe zur Züchtigung für unartige Kinder, Armbrustbögen und Korbbügel genutzt. Die Kohle diente als Zeichenkohle, aber auch zur Herstellung von Schiesspulver. In vielen Gärten ist sie als Zierstrauch gepflanzt, häufig als Kultursorten wie die Korkenzieher- und Gold-Hasel.

R. Gliniars, R. Bäßler & A. M. Steiner, veröffentlicht am: 11.2.2014


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