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Was blüht uns Anfang November?

Der Ginkgo – Ginkgo biloba L.

Der Ginkgo ist das Relikt einer vor etwa 180 Millionen Jahren in der nördlichen Hemisphäre verbreiteten Pflanzengruppe und somit ein „lebendes Fossil“. Er kann weder den Blütenpflanzen noch den Nacktsamern wie Nadelbäumen zugeordnet werden.

Seine Blätter sind einzigartig parallel- und gabelnervig mit einer beeindruckenden, goldgelben Herbstfärbung. Die Kuratorium „Baum des Jahres“ kürte den Ginkgo zum Jahrtausendbaum.

Geschützt, verbreitet und langlebig
Das natürliche Vorkommen ist auf ein kleines Gebiet im Südosten Chinas beschränkt. Der Ginkgo steht deshalb auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion. Doch ist er wegen seiner Schönheit sowie Resistenz gegen Luftverschmutzung und Schädlingsbefall weltweit als Tempel-, Straßenbaum und Ziergehölz verbreitet. Noch vor 30 Mio. Jahren sind Ginkgoverwandte aus Europa fossil belegt.

Der sommergrüne Ginkgo wird 30-40 m hoch, die Borke ist längsrissig und grau. Ein Alter von 1000 Jahren ist keine Seltenheit. Von April bis Mai blühen die Bäume. Die mirabellenähnlichen Früchte der weiblichen Bäume sind von Wachs überzogen und schimmern silbrig. Die weiche, harzig-fleischige Samenschicht enthält reichlich Buttersäure und stinkt. Deshalb, und wegen der Rutschgefahr auf dem weichen Fruchtfleisch, werden meist männliche Bäume angepflanzt. Die Entwicklung des Embryos findet erst statt, nachdem die Samen zu Boden gefallen sind.

Beliebte Heilpflanze
Der Ginkgo wird seit langer Zeit in Ost-Asien als Fruchtbaum und Heilpflanze genutzt. Die Samen im Inneren der Kerne sind geröstet eine Delikatesse mit dem Namen ‚Pa-Ke-Wo’. Inhaltsstoffe der Ginkgoblätter wie Flavonoide, Ginkgolide, Bilobalide und organische Säuren werden weltweit in verschiedener Weise verwendet.

Ginkgo-Präparate helfen bei altersbedingten Erkrankungen, wie Durchblutungsstörungen im Gehirn und in den Beinen. Sie schützen die Nervenzellen, erhalten und verbessern die Hirnfunktion und inaktivieren die schädlichen freien Radikalen. Bedeutungsvoll sind Ginkgo-Extrakte auch zur Vorbeugung von Schlaganfällen.

Einsatz für Schönheit und Symbol für Fruchtbarkeit
Die Kosmetikindustrie setzt verschiedene Varianten des Ginkgo-Extraktes zur Schönheitspflege als Bestandteil von Faltencremes und Lotionen ein. Noch längst sind nicht alle Möglichkeiten der enthaltenen Wirkstoffe und Substanzen des Ginkgos erforscht. 

Der Ginkgo ist ein Symbol der Fruchtbarkeit. In Asien spricht so manche Frau sogar ein Gebet an den Bäumen zur Erfüllung elementarer Wünsche wie der Bitte um Nachwuchs und genügend Muttermilch.

Japanischer Name: Silberaprikose
Der von Linné übernommene Name Ginkgo, resultiert aus einem Schreibfehler. Er leitet sich vom japanischen Ginkyo ab, wobei ‚gin‘ = Silber und ‚kyo‘ = Aprikose bedeutet, lateinisch ‚bi-loba‘ bedeutet zwei-gelappt.

Engelbert Kaempfer (1651-1716), Schiffsarzt der Niederländischen Ostasien-Kompanie, hat ihn in Europa als Erster bekannt gemacht. Auch begeisterte er schon Johann Wolfgang von Goethe, der ihn im West-Östlichen Diwan bedichtete. 

R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner, veröffentlicht am: 3.11.2016


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