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Konkrete Maßnahmen - Maßnahmen im Ackerbau - Saatgut und Folgepflege



Die richtige Zusammenstellung an Arten und deren Mengenanteil in einer Aussaatmischung sind wichtige Kriterien für die erfolgreiche Etablierung von Saumgesellschaften. Die Auswahl der einzelnen Arten sollte sich an Pflanzengesellschaften orientieren, die sich auf den Standorten der geplanten Maßnahmen auch etablieren lassen. Ihr jeweiliger Anteil an der Mischung orientiert sich am Konkurrenzverhalten. Wird eine von ihnen zu dominant, kann keine artenreiche Vegetation etabliert werden. Daneben sind für den langfristigen Erhalt der Saumgesellschaften auch kontinuierliche Pflegemaßnahmen erforderlich, wie das ein- bis zweimal pro Jahr durchzuführende Mulchen oder Mähen mit Abräumen. Auf Äckern mit geringer oder mittlerer Bodengüte können auf den Randstreifen Arten der „Mesophilen Saumgesellschaften“ ausgesät werden (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Saatmischung "Mesophile Saumgesellschaft" für schlechte und mittlere Ackerböden
Arten der Saatmischung wissenschaftlicher Name Aussaatmenge in kg/ha
Acker-Witwenblume Knautia arvensis 0,3
Bunte Kronwicke Securigera varia 0,1
Echtes Johanniskraut Hypericum perforatum 0,3
Echtes Labkraut Galium verum 0,2
Gemeiner Löwenzahn Taraxacum officinalis 0,2
Gemeines Bitterkraut Picris hieracioides 0,1
Gemeines Leimkraut Silene vulgaris 0,2
Hornschotenklee Lotus corniculatus 0,2
Klatschmohn Papaver rhoeas 0,4
Kleinblütige Königskerze Verbascum thapsus 0,1
Kleine Pimpinelle Pimpinella saxifraga 0,1
Kleiner Wiesenknopf Sanguisorba minor 0,3
Klettenkerbel Torilis japonica 0,1
Kornblume Centaurea cyanus 0,5
Leinkraut Linaria vulgaris 0,1
Luzerne Medicago sativa 0,2
Mittlerer Klee Trifolium medium 0,1
Moschus-Malve Malva moschata 0,4
Nachtkerze Oenothera biennis 0,4
Odermennig Agrimonia eupatoria 0,3
Rotklee Trifolium pratense 0,1
Schafgarbe Achillea millefolium 0,4
Skabiosen-Flockenblume Centaurea scabiosa 0,1
Spitzwegerich Plantago lanceolata 0,5
Vogelwicke Vicia cracca 0,1
Wegwarte Cichorium intybus 0,3
Wiesen-Flockenblume Centaurea jacea 0,4
Wiesen-Margerite Leucanthemum vulgare 0,3
Wiesenrispe Poa pratensis 3,0
Wiesen-Salbei Salvia pratensis 0,3
Wirbeldost Clinopodium vulgare 0,1
Wilde Karde Dipsacus fullonum 0,2
Wilde Möhre Daucus carota 2,0
Wilder Majoran Origanum vulgare 0,2
Summe 12,5

Der Pflanzenbestand sollte mindestens einmal jährlich im Sommer/Herbst gemulcht werden. Ein gut zerkleinerter Aufwuchs muss nicht abgeräumt werden, da er sich sehr schnell zersetzt und zudem eine langsame Aushagerung in der Regel auch auf Mulchflächen stattfindet. Auf guten Ackerböden bietet sich die Aussaat von Arten der „Nitrophilen Saumgesellschaften“ an (siehe Tabelle 2, weiter unten auf der Seite), die einmal jährlich im Sommer/Herbst gemulcht werden. Ein Abräumen des Mulchguts ist auch hier nicht erforderlich.

Tabelle 2: Saatmischung "Nitrophile Saumgesellschaft" für gute Ackerböden
Arten der Saatmischung wissenschaftlicher Name Aussaatmenge in kg/ha
Acker-Witwenblume Knautia arvensis 0,2
Echtes Johanniskraut Hypericum perforatum 0,3
Gemeiner Löwenzahn Taraxacum officinalis 0,2
Gold-Kälberkropf Chaerophyllum aureum 0,3
Große Bibernelle Pimpinella major 0,1
Hornschotenklee Lotus corniculatus 0,2
Klatschmohn Papaver rhoeas 0,4
Kleinblütige Königskerze Verbascum thapsus 0,1
Klettenkerbel Torilis japonica 0,1
Kornblume Centaurea cyanus 0,5
Leinkraut Linaria vulgaris 0,1
Luzerne Medicago sativa 0,2
Moschus-Malve Malva moschata 0,4
Nachtkerze Oenothera bieenis 0,4
Pastinak Pastinaca sativa 0,4
Rainfarn Tanacetum vulgare 0,1
Rote Lichtnelke Silene dioica 0,4
Rotklee Trifolium pratense 0,1
Schafgarbe Achillea millefolium 0,4
Seifenkraut Saponaria officinalis 0,4
Spitzwegerich Plantago lanceolata 0,5
Vogelwicke Vicia cracca 0,1
Wegwarte Cichorium intybus 0,3
Weiße Lichtnelke Silene alba 0,4
Wiesen-Bärenklau Heracleum spondylium 0,3
Wiesen-Flockenblume Centaurea jacea 0,4
Wiesen-Labkraut Galium album 0,1
Wiesen-Pippau Crepis biennis 0,2
Wiesenrispe Poa pratensis 3,0
Wiesen-Storchschnabel Geranium pratense 0,1
Wilde Karde Dipsacus fullonum 0,2
Wilde Malve Malva sylvestris 0,4
Wilde Möhre Daucus carota 2,0
Summe 13,2

Aus naturschutzfachlichen Gründen sollten der Herkunftsort des Ausgangssaatguts und der Verwendungsort möglichst benachbart sein, damit die standorttypischen regionalen Arten oder Varietäten nicht durch standortfremde oder züchterisch bearbeitete Kulturformen verdrängt werden.

Aussaatmischungen zur Neuschaffung von Saumbiotopen sollten immer am Naturschutzgesetz ausgerichtet werden. Damit lässt sich eine Florenverfälschung vermeiden. Baden-Württemberg umfasst insgesamt sechs Herkunftsregionen, also Gebiete, in denen die meisten Pflanzenarten nur geringe genetische Unterschiede aufweisen: Oberrheingraben, Schwarzwald, Südwestdeutsches Bergland, Hessisches Bergland (Odenwald), Schwäbische Alb sowie Alpenvorland.

Saatgut aus diesen Herkunftsregionen ist nur über die Gewinnung von Saatgut durch artspezifische Sammlung in nahegelegenen Biotopen (Naturschutzgesetz beachten!), über Heudruschsaat (Gewinnung von Samenmaterial durch Ausdreschen der Vegetation) oder Heublume (auf dem Heuboden zusammengekehrtes Samenmaterial) bzw. als Heumulchsaat (Heu mit reifen Samen wird in der Nähe gewonnen und direkt auf die Flächen ausgebracht) zu erhalten.

Regionales Saatgut kann für die meisten einheimischen Wildkräuter- und Wildgräserarten von zertifizierten Vermehrungsbetrieben, die sich im „Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V.“ (www.natur-im-vww.de) zusammengeschlossen haben, gekauft werden. Die meisten ausdauernden Wildkräuter benötigen nach der Aussaat zwei bis drei Vegetationsperioden, bis sie zu blühen beginnen. Den Aussaatmischungen können einjährige Ackerwildkräuter wie Klatschmohn, Kornrade oder Kornblume beigemengt werden, damit bereits im ersten Jahr blütenreiche Bestände das Auge der Betrachter erfreuen und diese zugleich als Bienenweide dienen. Zweijährige Arten wie Wilde Möhre, Karde, Königskerze oder Nachtkerze dominieren den Blühaspekt im zweiten Jahr.